Das Keller-Büro im Mehringhof
Am 8. Mai 1981 wurde der Verein „ambulante dienste“ gegründet
in diesem Kellerbüro im Mehringhof in Berlin-Kreuzberg.
Von hier aus kommen Sie zu allen anderen Bereichen der Ausstellung.
Matthias Vernaldi führt Sie durch die einzelnen Ausstellungs-Bereiche
auf dieser Internet-Seite.
Er hat in seinem Leben viel mit dem Verein „ambulante dienste“
zu tun gehabt.
Weiter unten im Text erfahren Sie mehr
über seine spannende Lebens-Geschichte.
Matthias Vernaldi
Matthias Vernaldi hat sich als Aktivist sein ganzes Leben lang
für die Rechte von Menschen mit Behinderungen eingesetzt.
Außerdem hat er Bücher geschrieben.
Er hat in seinem Leben viel darüber nachgedacht und gesprochen,
wie eine Assistenz für Menschen mit Behinderungen sein muss.
Damit sie im Alltag und allen Bereichen ihres Lebens
eine passende Unterstützung bekommen.
Deshalb ist Matthias Vernaldi für den Verein ambulante dienste
sehr wichtig und ein großes Vorbild.
Matthias Vernaldi wurde im Jahr 1959 in Thüringen geboren
in der damaligen DDR.
Er hatte eine angeborene Muskel-Erkrankung und lernte deshalb nie laufen.
Er war in den 1960er und 1970er Jahren auf verschiedenen Internats-Schulen,
wo er gleichzeitig auch wohnte.
Seine Erfahrungen dort waren sehr wichtig dafür,
wie Matthias Vernaldi über ein selbstbestimmtes Leben dachte.
Nach der Schule machte er eine Ausbildung zum Prädikant.
Ein Prädikant kann im evangelischen Gottes-Dienst predigen,
aber er ist kein Pfarrer und arbeitet ehrenamtlich, also ohne Bezahlung.
Ab dem Jahr 1978 wohnte Matthias Vernaldi in Hartroda in Thüringen
in einer Landkommune, einer großen Wohngemeinschaft.
Dort wohnten Freundinnen und Freunde mit und ohne Behinderungen zusammen.
Das war damals etwas ganz Neues,
aber schnell verdächtig für die Staats-Sicherheit, kurz Stasi.
Das war der Geheim-Dienst in der DDR,
der politische Gegner überwachte, verfolgte und terrorisierte.
Matthias Vernaldi hielt zu dieser Zeit regelmäßig Predigten in der Dorf-Kirche
von Hartroda und arbeitete im Gemeinde-Rat mit.
Außerdem schrieb er mit dem Mund Gedichte, Artikel für Zeitungen
und einen Roman mit seinen Lebens-Erfahrungen.
Im Jahr 1994 kam Matthias Vernaldi nach Berlin und wurde dann bald
Kunde in der Unterstützung vom Verein ambulante dienste.
Er setzte sich stark für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ein
und war im Landes-Behinderten-Beirat von Berlin.
Er war zum Beispiel mit dafür verantwortlich,
dass die »Assistenz« in den 1990er als Form der Unterstützung
im Land Berlin eingeführt wurde.
Für den Verein „ambulante dienste“ arbeitete er im Vorstand
und machte Schulungen für Mitarbeiter*innen,
die als Assistenz für Menschen mit Behinderungen arbeiten.
Ab dem Jahr 2000 organisierte Matthias Vernaldi seine Assistenz selbst.
Seit dem gleichen Jahr machte er mit bei der Aktion Sexybilities.
Dort wurden Menschen mit Behinderungen beraten
zum Thema selbstbestimmte Sexualität.
Ab dem Jahr 2007 arbeitete er mit
bei der Zeitschrift „Mondkalb, eine Zeitschrift für das organisierte Gebrechen“.
Matthias Vernaldi war immer wieder bei besonderen Aktionen dabei,
zum Beispiel Demonstrationen und Haus-Besetzungen.
Im Jahr 2010 gab es die Aktion „Wer spart, lässt uns hängen.“
Für diese Aktion ließ er sich mit seinem Rollstuhl aus Protest mit einem Kran
vor dem Gebäude der Berliner Senats-Verwaltung für Finanzen
in die Luft hochziehen.
Matthias Vernaldi starb im Jahr 2020.
Es interessierte ihn sein ganzes Leben lang nicht,
was Menschen mit Behinderungen nicht schaffen.
Deshalb hat er immer nach Möglichkeiten gesucht,
wie selbstbestimmtes Leben funktionieren kann.
Seine Haupt-Aussage war immer:
„Wir brauchen keine Sterbe-Hilfe,
sondern Lebens-Hilfe.“