Selbstbestimmt Leben bedeutet für die meisten Menschen:
- Sie dürfen eine eigene Meinung und eigene Wünsche haben.
- Sie treffen wichtige Entscheidungen für ihr Leben selbst.
- Sie können ohne Unterstützung von anderen handeln.
Das betrifft alle Lebens-Bereiche, zum Beispiel Beruf, Familie und Freizeit.
Das gilt für Menschen mit und ohne Behinderungen.
Zu einem selbstbestimmten Leben gehören auch Handlungen,
über die man gar nicht nachdenkt.
Menschen mit schweren Behinderungen brauchen aber
bei diesen und anderen Handlungen immer Assistenz.
Zum Beispiel:
- sich hinter dem Ohr kratzen
- die Hände auf eine bestimmte Art waschen
- die Blumen in einer besonderen Reihenfolge gießen
Diese Handlungen sind kein Luxus!
Sie gehören zum Leben und zur Würde von jedem Menschen dazu.
Deshalb gehören zur persönlichen Assistenz besondere Rechte:
Die Person mit Behinderung darf dabei bestimmen,
welche Assistenz-Person eine bestimmte Tätigkeit übernimmt.
Und wann, wo und wie diese Tätigkeit ausgeführt wird.
Der Raum „Selbstbestimmt in der eigenen Wohnung“ zeigt Beispiele,
wie Menschen mit persönlicher Assistenz leben.
„Wie ich es erlebte, als ich das erste Mal über meinen Alltag bestimmen konnte, erzähle ich euch jetzt:
Auf einmal stand da Sven im Zimmer – Anfang 20, gerade selbst weg von Mutti. Er wusste nichts – nicht, wie ein Klo geputzt wurde, nicht, wie man Kaffee kochte, erst recht nicht, wie ich gewaschen, angezogen und in den Rollstuhl gesetzt wurde. Ich musste ihm alles ganz genau erklären. Das erste Mal in meinem Leben gab ich vor, wie ich angefasst und bewegt werden sollte. Ich hatte keine Schmerzen mehr und auch keine Angst. Und ich bestimmte, was es zum Frühstück gab, denn es war mein Kühlschrank, den ich füllte.
Zugegeben: Der Kaffee war unter aller Sau. Das lag daran, dass ich auch nicht wusste, wie Kaffee gekocht wurde. Sonst hätte ich es Sven gesagt. Ja, auch das Klo war im Sinne des Wortes scheiße. Und manchmal war der Kühlschrank leer, weil wir vergessen hatten, vor dem Wochenende einzukaufen oder weil ich mein Geld schon vor Monatsende verbraucht hatte. Aber es war geil! Es war mein Leben – so richtig meins!“