Erinnern

Hörversion

Familienalbum

Jede*r erinnert ganz unterschiedlich. Das Erinnern ist das sich Befassen mit vergangenem Erleben. Es prägt das eigene Leben und Sein, selbst wenn die Erinnerung verdrängt wird. Das Erinnern ist eingebunden in Erfahrungen und Überlieferungen der Gemeinschaft, in „Erinnerungskultur“.
Im Nachkriegsdeutschland wird der Mord an Menschen mit Behinderungen unzureichend aufgearbeitet. Aufgrund eines Mangels an Ärzt*innen bleiben viele Täter*innen weiterbeschäftigt. Viele Familien hinterfragen die Todesursache ihrer Angehörigen nicht. Wenige haben eine Ahnung, sind jedoch überfordert, schämen sich dafür, ihre Angehörigen nicht gerettet zu haben. In diesen Familien gibt es ein jahrzehntelanges Schweigen.

Überlebende der nationalsozialistischen Rassenhygiene sind mit ihren Erfahrungen alleingelassen. Da Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen auch nach Kriegsende diskriminiert werden und sie sich infolge von Behinderung und Erkrankung bis in die 1980er Jahre nicht ausreichend politisch organisieren, erfahren ihre Verfolgungserfahrungen keine Anerkennung.

Erst 1987 gründet sich der „Bund der Euthanasie-Geschädigten und Zwangssterilisierten“. Er setzt sich seither besonders für die Aufarbeitung der Verbrechen und ihre Entschädigung ein.
Heute gibt es viele Geschwister, Cousinen und Cousins, aber auch Nachgeborene, die wissen wollen, was ihren Angehörigen wirklich wiederfahren ist. Diese Aufarbeitung wird von Gedenkstätten unterstützt und mündet in einem würdevollen Gedenken.

 

Erinnerungen von Wolfgang Röcker (Wolle), Kunde bei „ambulante dienste“ und Mitglied seit erster Stunde:

Adrenalinspiegel: Wolfgang Rücker über „Euthanasie gestern und heute“

Wolfgang Röcker im „Pannwitzblick“

Ausschnitt aus dem „Pannwitzblick“ mit Wolfgang Röcker (Wolle), Überlebender der NS-„Euthanasie“

 

Erinnerungen von Amalie Speidel an ihren Bruder Ernst Lossa:

Ausschnitt aus „SPIEGEL Geschichte. T4 NS-„Euthanasie““ von Hendrik Behrendt

Amalie Speidel, die Schwester des durch die NS-„Euthanasie“ ermordeten Ernst Lossa, erinnert sich. Ernst Lossa, Sohn Jenischer Eltern, wird am 9. August 1944 durch eine Giftspritze in der Zweiganstalt Irsee in Bayern ermordet.

 

Familienalbum: Fritzchen

Die folgende Quelle ist eine familiäre Erinnerung, die von der Enkelin weitergetragen wurde. Sie wird in gekürzter, sprachlich leicht angepasster Form, grafisch bearbeitet wiedergegeben und umfasst die Jahre 1939–2013.
Uta Wehde arbeitet in leitender Funktion bei ad. Aufgrund einer Erinnerung ihrer Großmutter hat sie Nachforschungen angestellt: