Beispiele für das Gedenken

Seit den 1990er Jahren kommen die Anregungen
für solche Orte der Erinnerung auch stärker aus der Politik.
So gründen der deutsche Staat oder die Bundes-Länder öffentliche Stiftungen,
wie zum Beispiel die Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft, 
kurz Stiftung EVZ.
Bis zu den 1980er Jahren gab es keine Orte der Erinnerung an
die Zwangssterilisation und die NS-„Euthanasie“-Morde.
Und für das Gedenken an die Opfer dieser Nazi-Verbrechen.
Das hat sich bis heute geändert.
In diesem Abschnitt lernen Sie Beispiele kennen
für solche Orte der Erinnerung.

Beispiel 1

In der Karl-Bonhoeffer-Nerven-Klinik in Berlin-Wittenau
gibt es seit dem Jahr 1988 diese Ausstellung:
„totgeschwiegen, 1933 – 1945. Zur Geschichte der Wittenauer Heilstätten“
Dort geht es um das Gedenken an die Patient*innen der Heil-Anstalt,
die während der Nazi-Zeit zur Ermordung in Tötungs-Anstalten
abtransportiert wurden.

Beispiel 2

Foto. Denkmal der grauen Busse vor der Berliner Philharmonie

Das „Denkmal der grauen Busse“ auf dem Grundstück Tiergartenstraße 4 
in Berlin,
wo die Planungs-Zentrale der NS-„Euthanasie”- Morde war

Im Jahr 2008 steht in Berlin das mobile „Denkmal der grauen Busse“.
Dieses Denkmal aus Beton erinnert an die Morde der Nazis
an Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen.
Damals werden diese Menschen mit grauen Bussen
aus Heil- und Pflege-Anstalten in Tötungs-Anstalten abtransportiert.
Das Denkmal besteht aus zwei Bussen,
die auch an diesen Orten aufgestellt werden:

Die Idee zu dieser Ausstellung hatten die Künstler Andreas Knitz
und Horst Hoheisel im Jahr 2006.
Sie kümmern sich seitdem darum,
dass das Denkmal der grauen Busse an verschiedenen Orten aufgestellt wird.
Ab dem Jahr 2007 setzen sich Personen der Gruppe „Runder Tisch T4
dafür ein, dass es in der Tiergartenstraße 4 einen Ort der Erinnerung gibt.

Im Jahr 2010 übergibt der Paritätische Wohlfahrts-Verband Berlin
Sterbe-Bücher der Heil- und Pflege-Anstalt Meseritz-Obrawalde
an das Landes-Archiv Berlin.
Dabei fällt auf, dass es im Internet nur wenige Informationen
zu den NS-„Euthanasie“-Morden in der Nazi-Zeit gibt.
Das führt dazu, dass im Jahr 2011 die Internet-Seite „Gedenk-Ort T4eingerichtet wird.

Im November 2011 beschließt der Deutsche Bundestag,
dass in der Tiergartenstraße 4 ein Denkmal gebaut werden soll
für die Opfer der NS-„Euthanasie“-Morde.

Seit dem Jahr 2016 gibt es den Verein „Förder-Kreis Gedenkort T4“,
der sich um das Gedenken der Opfer der NS-„Euthanasie“-Morde kümmert.
Der Förder-Kreis startet auch Projekte,
bei denen Jugendliche mit und ohne Behinderungen zusammenarbeiten
und das Thema NS-„Euthanasie“-Morde kennenlernen.
Zum Beispiel Theater-Projekte und Workshops.

Blumen am Denkmal für die Opfer der NS-„Euthanasie”- Morde
zur Erinnerung an die ermordeten Menschen mit Behinderungen
und psychischen Erkrankungen


Beispiel 3

In vielen Städten in Europa erinnern sogenannte »Stolper-Steine«
seit dem Jahr 1992 an Menschen,
die von den National-Sozialisten verfolgt oder ermordet wurden.
Diese Stolpersteine sind kleine Beton-Steine in Geh-Wegen,
mit einer Platte aus Messing.
Darauf steht der Name eines Menschen
und was mit ihm passiert ist zwischen 1933 und 1945.
Der Stolperstein in der Wielandstraße 4 in Berlin-Charlottenburg
erinnert an Klaus Otto Busse.

Er wird im Jahr 1939 geboren und lernt als Baby nur langsam dazu.
Einen Monat vor seinem 2. Geburtstag wird er in der Tötungs-Anstalt
Brandenburg an der Havel ermordet, wahrscheinlich mit Medikamenten.

Stolper-Stein für Klaus Busse vor dem Haus Wielandstraße 4
in Berlin-Charlottenburg

Beispiel 4

Die 6 ehemaligen Tötungs-Anstalten der »Aktion T4«
sind heute Gedenk-Stätten für die Opfer der NS-»Euthanasie«-Morde.
Bei vielen gibt es auch Informationen in Leichter Sprache.
Die Gedenk-Stätte Brandenburg an der Havel ist dabei
ein besonderes Vorbild.
Dort bieten Menschen mit Lernschwierigkeiten Führungen in Leichter Sprache
durch die Ausstellung an.